Knochenbrüche/Amputationen bei Kaninchen
Durch die flinke Art und Weise, wie sich Kaninchen bewegen, haken schlagen und springen, kann es zu Verletzungen wie Prellungen, Verstauchungen oder gar Knochenbrüchen kommen.
Käfige können die Ursache für einen Knochenbruch sein (wie bei meinem Mickey). Beim Herausspringen können sie hängen bleiben, sich ein Bein auskugeln , prellen oder im schlimmsten Fall brechen.
Ebenfalls kann ein Tritt, wenn ein Kaninchen fallen gelassen wird oder in einer Tür eingequetscht wird, zu schlimmen Knochenbrüchen führen.
Wie kann man einen Bruch gegebenenfalls feststellen?
Kaninchen, die Schmerzen haben, sitzen meist nur apathisch in einer Ecke und zeigen auch durch Fressunlust, dass etwas mit ihnen nicht stimmt.
Außerdem können Kaninchen bei starken Schmerzen mit den Zähnen knirschen.
Wenn ein Kaninchen nicht aufstehen möchte, sich nicht selbstständig bewegt, seltsam läuft und/oder ein Pfötchen immer wieder hochhebt, kann das unter anderem eine Prellung oder gar einen Bruch bedeuten.
Im Übrigen können sich Kaninchen weitaus mehr brechen als „nur“ ein Füßchen oder ein Bein. Durch Einquetschen in einer Tür können zum Beispiel Rippen- oder Beckenbrüche entstehen.
Hier muss sofort ein Tierarzt aufgesucht werden, der dann ein Röntgenbild anfertigt, um einen Bruch auszuschließen zu können.
Was kann man tun, wenn ein Kaninchen
sich ein Bein gebrochen hat?
Das kommt auf die Bruchstelle des Knochens und auch auf die Art des Bruchs an.
Es gibt sogenannte „normale Brüche“, die zum Beispiel durch eine Operation mit Stahlplatten und Schrauben wieder fixiert werden können und auch einwandfrei abheilen.
Für bestimmte Brüche werden Gipsverbände angefertigt, die können aber sicherlich nicht bei allen Brüchen benutzt werden.
Außerdem gibt es die sogenannten „Trümmerbrüche“, bei denen der Bruch inoperabel ist und hier gegebenenfalls eine Amputation notwendig wird, aber auch hier gibt es Ausnahmen (siehe Zelda*).
Manchmal rät ein Tierarzt, das Kaninchen nicht zu operieren, da der Knochen wieder selbstständig zusammenheilt.
Hier sollte man sorgfältig abklären, ob dies tatsächlich der Fall ist und sich eventuell eine zweite Meinung einholen von einem anderen Tierarzt.
Leider kann es auch vorkommen, dass ein Kaninchen durch eine Quetschung oder einen Sturz zu schwer verletzt wurde und man darüber nachdenken sollte, das Kaninchen zu erlösen.
Welche Medikamente bei Knochenbrüchen oder Amputationen?
Hier entscheidet natürlich der Tierarzt, was das Beste für das Kaninchen ist.
In den meisten Fällen wird folgendes verabreicht:
Schmerzmittel (wie Novalgin oder Metacam)
Antibiotikum (z. B. Baytril)
Cortison ( zur Abschwellung)
Bei Knochenbrüchen und Amputationen empfehle ich immer noch zusätzlich eine/n Tierheilpraktiker/in hinzuzuziehen, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Die Wundheilung
Die Wunde muss jeden Tag kontrolliert werden, damit sie sich nicht entzündet und schlimmstenfalls Eiter bildet. Sie muss sauber und steril gehalten werden.
Eine Entzündung kann auch im inneren der Wunde entstehen, daher sollte die Wunde immer optimal versorgt und das Kaninchen gut beobachtet werden.
Was muss bei einem Kaninchen mit Beinbruch beachtet werden?
Man sollte auf jeden Fall alle höheren Ebenen entfernen, damit das Kaninchen nicht irgendwo hinauf springen kann. Außerdem sollte man das Gehege verkleinern, damit sich das Kaninchen nicht zu schnell und zu hastig fortbewegenund somit der Bruch richtig ausheilen kann.
Ebenfalls sollte man bei einem Kaninchen mit einer Amputation beachten, dass es keine höheren Ebenen mehr gibt und das Gehege behindertengerecht ausgestattet wird.
Im Allgemeinen gewöhnen sich Kaninchen recht schnell an die Situation und die Umstellung. Man muss nur immer aufpassen, dass sie sauber und gepflegt bleiben und ihnen gegebenenfalls helfen und sie unterstützen, wie zum Beispiel, den Popo sauber zu machen, falls das Kaninchen dies nicht mehr so ganz alleine schafft.
Ein Kaninchen mit einem Bruch kann in den meisten Fällen nach kompletter Heilung wieder normal leben, wie alle anderen auch.
Sollte es dennoch zu einer Amputation kommen, so kann auch ein dreibeiniges Kaninchen ein fröhliches Kaninchenleben führen (siehe Basti das dreibeinige
Kaninchen).
Sollte man das kranke Kaninchen vom Partner oder
der Gruppe trennen?
Ob ein Kaninchen mit einem Beinbruch von seinem Partner/der Gruppe getrennt werden sollte, hängt unter anderem von den Strapazen für das kranke Kaninchen ab, da eine Trennung einen zusätzlichen Stressfaktor bedeutet.
Ist der Partner und die Gruppe harmonisch, sollte man das Kaninchen nach der OP wieder dazu setzen. Allerdings sollte man auf jeden Fall im Auge behalten, ob das Kaninchen gemobbt wird und dann gegebenenfalls doch die Einzelhaltung bis zur Genesung vorziehen.
Ob ein Kaninchen direkt nach so einer OP wieder in die Außenhaltung darf (dies wäre, wenn überhaupt, wegen der Temperaturen nur im Sommer möglich), sollte eventuell der Tierarzt entscheiden und man sollte sein Bauchgefühl sprechen lassen.
Fakt ist, dass man in Innenhaltung die Wunde und den Heilungsprozess viel besser kontrollieren und auch nicht so viel Schmutz in die Wunde gelangen kann.
Weitere hilfreiche Links zum Thema:
http://www.tiermedizinportal.de/tierkrankheiten/kaninchenkrankheiten/knochenbruche-frakturen-beim-kaninchen/074707
http://www.tierklinik-frankfurt.de/wissenswertes/themen-der-tiermedizin/wissenswertes-zu-heimtierkrankheiten/
http://www.tierklinik-frankfurt.de/wissenswertes/themen-der-tiermedizin/wissenswertes-zu-frakturen-und-knochenbruechen/trilam-nagel-beim-kaninchen.html
*Hier mal die tapfereZelda als Beispiel (inkl. Röntgenbilder).
Vielen Dank für die freundliche Leihgabe der Fotos und Röntgenbilder!
Zeldas Trümmerbruch am Unterschenkel, hinten rechts, vor der OP.
Unmittelbar nach der OP.
Ein Tag nach der OP. Man sieht deutlich das blaue, dick geschwollene Bein, da hat sie der Fixateur auch noch gestört. Die Schwellung ging aber nach ein paar Tagen stetig zurück und an das „Teil“
hat sie sich noch schneller gewöhnt.
6 Tage nach der OP.
7 Tage nach der OP. Da sieht man schon, wie dünn sie geworden ist, weil sie
aufgrund einer Entzündung am Knochen nicht viel fraß.
11 Wochen nach der OP. Es hat sich eine Kallusschicht um die Bruchstelle gebildet und der Fixateur konnte entfernt werden. Aber natürlich sind die Bruchstellen nicht sauber zusammengewachsen,
sondern verkantet. Das Bein ist etwas kürzer und leicht nach außen gedreht. Es behindert sie aber beim Springen und Laufen überhaupt nicht und man muss schon sehr genau hingucken, um es sehen zu
können.
15 Wochen nach der OP. Zelda ist quicklebendig und vollständig genesen.
Mickey war damals schon ca. 8 Jahre alt, als er wohl am Käfig hängen blieb und sich den Oberschenkelknochen komplett durchbrach.
Der damalige Tierarzt riet anhand des Alters davon ab ihn zu operieren, da die Narkose eben ein großes Risiko darstellt. Ob das im Nachhineinso die richtige Entscheidung war, weiß ich nicht genau. Allerdings kam Mickey mit der Fehlstellung recht gut klar und Schmerzen hatte er auch keine. Er lebte noch knappe 2 Jahre damit.
Leider war es nur etwas schwierig mit dem sauber halten, da es das Hinterbein war und er sich nicht mehr richtig selbst sauber machen konnte. Ich musste ihn dann eben jeden Tag frisch machen, aber er war ein geduldiger und lieber kleiner Schatz und hat alles brav mitgemacht.
Basti kam schon mit amputiertem Hinterbeinchen zu mir, somit kenne ich es bei ihm auch nicht anders. Es ist nicht so ganz einfach, da bei ihm das komplette untere Glied des Beinchens fehlt (bei Mickey war es noch dran, somit hatte Mickey etwas mehr Halt).
Basti hat auch etwas Probleme beim sauber machen und legt sich dann z. B. hin, um sich das Gesicht oder die Vorderpfötchen zu putzen.
Weitere Infos zu Mickey und Basti bekommt ihr mit einem klick auf den obigen jeweiligen Namen.
Ich möchte auch eben noch das Muckimobil vorstellen!
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung!