Epilepsie / Krampfanfälle bei Kaninchen
Seit Juli 2009 bin ich mit der Krankheit Epilepsie / Krampfanfällen durch
meinen Kater Nemo vertraut. Über die Jahre hinweg beschäftige ich mich daher immer mal wieder mit dem
Thema.
Die ersten Krampfanfälle bei einem Kaninchen sah ich, als Bunny damals zu mir in Pflege kam.
Bei Epilepsie handelt es sich meist um eine chronische Erkrankung des zentralen
Nervensystems.
Nach wie vor ist das Thema Epilepsie bei Tieren bezüglich der Forschung noch nicht
wirklich weit fortgeschritten und eine Ursache für die Krampfanfälle zu finden, ist so gut wie ausgeschlossen. Es sei denn, man kann durch ein CT/MRT einen Tumor / Veränderungen am/im Gehirn
erkennen.
Somit kann man einfach versuchen mit der Krankheit zu leben und diese eventuell auch
medikamentös zu behandeln und etwas zu lindern.
Zusätzlich empfehle ich grundsätzlich noch eine/n
Tierheilpraktiker/in zu Rate zu ziehen.
Krampfanfälle können durch übermäßigen Schmerz, Tumore, EC, Nierenprobleme oder auch
Herzprobleme ausgelöst werden.Weiter kann es durch Sauerstoffmangel (z.B. durch Schlafapnoe oder Sauerstoffmangel bei der Geburt), Entzündungen des Gehirns, Hirnblutungen, Stürze aus
großer Höhe, Schlaganfällen, oder auch Schilddrüsenerkrankung zu Krampfanfällen kommen.
Es empfiehlt sich also immer, zuerst die Ursache der Anfälle heraus zu finden, was leider in vielen Fällen mit viel Zeit und vor allem auch einer
finanziellen Belastung verbunden ist.
Kann nichts fest gestellt werden, was die Anfälle erklären könnte, so handelt es sich
vermutlich um Epilepsie.
Die Behandlung bei Kaninchen mit Epilepsie ist sicherlich nicht ganz so einfach, da
diese in der Regel kleiner sind als Katzen oder Hunde und die Dosierung der Medikamente eine wichtige Rolle spielt, damit die Anfälle weniger werden oder sogar vollständig eingedämmt werden
können.
Die Möglichkeit besteht jedoch immer, dass trotz guter Einstellung der Medikamente
immer mal wieder Anfälle auftreten können.
Auch wenn Epilepsie eine Krankheit ist, die wirklich nicht schön anzusehen ist wenn
ein Kaninchen krampft, so kann es trotz der Anfälle in der Anfall freien Zeit ein weitgehend normales Kaninchenleben führen.
Für die Besitzer sind die Krämpfe allerdings wirklich schwer zu ertragen, was ich
persönlich sehr gut nachvollziehen kann. Ich weiß noch, dass ich in der Anfangsphase bei meinem Kater Nemo nach den Anfällen oft da saß und geweint habe. Heute, knapp 9 Jahre später, komme ich
damit zurecht und weiß die Anfälle auch etwas einzuschätzen.
Epilepsie muss nicht automatisch ein
Todesurteil sein!
Wie zeigt sich ein Krampfanfall bei einem
Kaninchen?
Krampfanfälle bei Kaninchen können wie auch bei anderen Tieren unterschiedlich stark
ausgeprägt sein.
Dies fängt mit einem leichten Zittern an und unkontrolliertem Umherlaufen bis hin zum
umfallen des Kaninchens und richtig Krampfen. Oftmals machen Kaninchen auch Geräusche während eines Anfalls oder schreien.
Während eines Anfalls hat ein Kaninchen keinerlei Kontrolle über seinen Körper und es
kann hier zu Kot- und Harnabsatz kommen. Auch kann es seine Kiefermuskulatur nicht beeinflussen und könnte daher zubeißen, ohne das wirklich zu beabsichtigen, daher bitte immer
aufpassen.
Wenn ein solcher Anfall vorbei ist, dann schnauft das Kaninchen manchmal ganz schwer
und es dauert eine ganze Weile, bis es wieder seine Orientierung gefunden hat.
Dies liegt unter anderem daran, dass solch ein Anfall eine enorme Kraftanstrengung für
einen Körper bedeutet.
Auch wenn ein solcher Anfall angeblich nicht weh tut (man leitet das aus Anfällen von
Menschen ab), so ist er doch sehr anstrengend. Man muss nur einmal die Faust ganz fest ballen für eine Minute und merkt dann mal, wie anstrengend dies schon ist. Wie muss sich da erst ein Körper
nach solch einer Anstrengung fühlen.
Aus diesem Grund braucht der Körper einfach auch etwas Zeit, um wieder auf die Beine
zu kommen und normal zu reagieren/agieren.
Auch die Häufigkeit der Anfälle ist sicherlich sehr
unterschiedlich.
Je mehr Anfälle auftreten, umso anstrengender ist das für das Kaninchen, daher sollte
Epilepsie nicht unbehandelt bleiben.
Da solch ein Anfall jedes Mal eine enorme Belastung für einen Körper bedeutet, hat
dieser auch einen erhöhten Energiebedarf. Mein Kater Nemo muss nach jedem Anfall direkt fressen. Und er verschlingt hierbei eine größere Portion, die ich ihm zur Verfügung stelle, bis er selbst
nicht mehr mag. So ist gewährleistet, dass er bekommt was er braucht.
Auch bei Kaninchen kann es möglich sein, dass diese einen höheren Energiebedarf haben
und daher sollte immer ausreichend Futter zur Verfügung stehen. Bei Kaninchen muss prinzipiell rund um die Uhr genügend frisches Futter zur Verfügung stehen!
Ausschlussdiagnostik bei Epilepsie:
Um andere Krankheiten als Ursache ausschließen zu können sollten vorab einige
Untersuchungen gemacht werden:
- CT vom Kopfbereich
- Herzultraschall
- Ultraschall Blase/Niere
- großes Blutbild
- eventuell höhe des Titers bestimmen lassen wegen EC (Schiefhalskrankheit), da auch hier Krampfanfälle auftreten können. Die Frage ist allerdings ob die Krankheit EC nicht
durch eine andere Ursache zusätzlich ausbricht.
Worauf man bei einem Kaninchen mit Epilepsie achten
sollte:
- Dass sich das Kaninchen in der Gruppe / beim Partner wohl fühlt (Stress in jeglicher
Form muss vermieden werden)
- Jeglicher Schmerz muss vermieden werden, daher ist eine Schmerztherapie wichtig,
wenn noch andere Krankheiten vorhanden sind
- Keine all zu hohen Häuser etc. damit das Kaninchen bei einem plötzlich auftretenden
Anfall nicht runter fallen und sich verletzen kann
- Zu viel Sonneneinstrahlung vermeiden
- Zu laute Musik/Geräusche vermeiden
Epilepsie Medikamente bei Kaninchen:
Das bekannteste Medikament bei Epilepsie von Tieren / Kaninchen ist vermutlich der
Wirkstoff Phenobarbital. Das Phenobarbital gibt es als Luminaletten für Menschen und inzwischen auch in der
Veterinärmedizin von der Firma Virbac.
Weiter gibt es noch Diazepam (Valium), welches aber eher als Notfallmedikament im Akutfall eingesetzt wird/werden
sollte.
Es gibt in der Humanmedizin noch weitere Medikamente, auch für Kinder, jedoch werden
diese bisher noch nicht in der Veterinärmedizin angewandt, vermutlich auch weil diese noch nicht ausreichend getestet sind.
In den meisten Fällen wird das Phenobarbital in Tablettenform verschrieben und auch
verabreicht.
Bei Kaninchen sehe ich das mit den Tabletten etwas skeptisch, da diese aufgelöst und
dem Kaninchen verabreicht werden müssen. Hier ist in meinen Augen nicht gewährleistet, dass durch diese Art der Gabe auch genügend Wirkstoff bei dem Kaninchen ankommt. Vor allem sollte es immer
die gleiche Dosis sein und diese darf nicht schwanken. Kaninchen können zudem Tabletten nicht einfach so schlucken, sie müssen auf jeden Fall aufgelöst und oral verabreicht werden, da ein
Kaninchen ansonsten ersticken kann an den Tabletten. Die orale Gabe sollte bitte immer vorsichtig erfolgen, damit das Kaninchen sich nicht verschluckt und nichts in die Lunge
gelangt.
Daher empfehle ich das Phenobarbital in flüssiger Form. Vermutlich enthält die
flüssige Form einen Anteil Alkohol, daher sollte das Medikament vorab eine Weile stehen bleiben, bis der Alkohol verflogen ist.
Am besten vorab mit dem Tierarzt über beide Variationen sprechen.
Die Medikamentengabe sollte in jedem Fall auch stressfrei von statten gehen, da jede
Art von Aufregung zu einem erneuten Anfall führen kann.
Wichtig ist, dass die Dosis des Medikaments komplett vom Tier aufgenommen wird, damit
es wirken kann. Zusätzlich muss das Medikament jeden Tag immer zur gleichen Zeit gegeben werden, damit der Medikamentenspiegel immer gleich bleibt.
Als Beispiel: Wenn man Montagmorgen um 7 Uhr mit der Medikamentengabe beginnt, dann sollten diese bitte
jeden weiteren Morgen um 7 Uhr erfolgen, auch Sonn- und Feiertags.
Auch hier kann es bei der Verschiebung des Zeitraumes zu weiteren Anfällen kommen, da
der Medikamentenspiegel gleichbleibend sein muss.
Die Dosis sollte mit einem Tierarzt besprochen werden, der mit der Krankheit Epilepsie
vertraut ist. Leider werden oft direkt recht hohe Dosen eines Medikamentes verabreicht, was dann wenig Spielraum lässt um zu testen, wie viel denn tatsächlich nötig ist um die Anfälle zu
verringern.
Nur weil ein Tier die höchste Dosis eines Medikamentes bekommt, heißt das noch lange
nicht, dass die Anfälle tatsächlich aufhören.
Außerdem ist die Reduzierung eines solchen Medikamentes nicht so ohne weiteres
anzuraten, da es immer zu weiteren Anfällen kommen kann.
Jedes Medikament hat Nebenwirkungen, vor allem bei einer
Langzeitgabe.
So viel wie nötig – so wenig wie möglich.
Da ich selbst bei jeder Krankheit, Auffälligkeit mit meiner Tierheilpraktikerin Stefanie zusammenarbeite, kann ich das im Falle von Epilepsie auch nur empfehlen.
Zusätzlich rate ich zu * Vitamin B Kuren,
da diese gut für das Nervensystem sind.
Auf Grund der unten aufgeführten Infos rate ich zu diesem VIT B.
Bitte darauf achten, dass die Medikamentengabe nicht in Stress
ausartet!
Eine Stressfeie Medikamentengabe ist in den meisten Fällen wirklich möglich, man muss nur etwas darauf achten, wie das
Kaninchen tickt und mit welchem Leckerchen man es am besten um den Finger wickelt ;o)
Ich empfehle zusätzlich, ein Tagebuch über die Anfälle an zu legen wie zum Beispiel bei Nemo oder auch bei Bunny.
Hier sollte man immer das Datum, die Uhrzeit und wenn möglich, auch die Zeit
eintragen, wie lange der Krampfanfall andauerte.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
© Kaninchenraum im Februar 2018
VORSICHT! Das Video ist nichts für schwache Nerven.
Das Video habe ich gemacht, damit ich es anderen zeigen kann. Ich kannte die Anfälle
und habe während dessen darauf geachtet,
dass Bunny sich nicht verletzen kann.
Dieses Video zeigt sehr deutlich, wie verkrampft der Körper bei einem solchen Anfall
ist. Daher verbraucht ein Tier so viel Energie durch
einen Anfall.
Weitere Infos zum Thema Epilepsie:
Zum besseren Verständnis einige Seiten zum Thema Epilepsie.
Ursachen symptomatischer Epilepsien:
- perinatale Hirnschädigung, zumeist in Form von Sauerstoffmangel bei der
Geburt
- Fehlbildungen des Hirngewebes (zum Beispiel die
fokale kortikale Dysplasie
- zerebrale Gefäßmissbildungen (Hämangiome)
- Aneurysmen
- Hirntumore
- Schädelhirntraumen bei Unfällen
- Infektion des Gehirns (Enzephalitis), mit verschiedensten
Erregern
- Meningokokken
- Masern
- Hepatitis C
- FSME-Virus
- Lyme-Borreliose
- Stoffwechselerkrankungen, darunter
Hyperparathyroidismus
mit bedrohlichem Anstieg der Calciumkonzentration im Blut
- Hämochromatose mit Eisenablagerungen u. a. im
Gehirn
- Eklampsie
- vaskuläre Enzephalopathie im Rahmen einer
Arteriosklerose
unbeschränkter Natriumeinwärtsstrom
Krampflösende Schalterblockade
Andere hilfreiche Seiten zum Thema Epilepsie:
Kleintiermedizin
Tierneurologie
Tierneurologie 1
Tierneurologie 2
Schläfenlappenepilepsie
Geräuschbedingte Anfälle
Zusammenarbeit mit Tierheilpraktikern
Wenn es in Frage kommt zusätzlich zur Medikation durch einen Tierarzt einen
Tierheilpraktiker hinzuzuziehen, sind folgende Aspekte sehr wichtig.
- Dokumentation eines Anfalls per Video
- Häufigkeit und Intensität des Anfalls (Skala 1-10)
- Mögliche Ursachen (s.o.)
- Vorzeichen eines Anfalls
- Vorgeschichte des Kaninchens (Herkunft)
- Vorerkrankungen
- Impfungen, Ant-Parasitika
Je nach Therapieform mit der der Therapeut arbeitet, wird die Wahl der Therapie
erfolgen. Meine Hauptbehandlunsgmethode ist die klassische Tierhomöopathie. Hier wird, nach einem ausführlichen ersten Gespräch ein auf den jeweiligen Patienten zugeschnittenes Einzelmittel
gewählt.
Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die sich mit klassischer Homöopathie sehr
gut begleiten lässt. Inwieweit man die Medikation des Tierarztes reduzieren oder ausschleichen kann, ist immer vom Einzelfall abhängig und sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt
erfolgen.
Für Fragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung.
Stefanie Schult
Tierheilpraktikerin
* Informationen bezüglich Vitamin B
Es gibt während der laufenden Behandlung von Tieren öfters den Fall, in dem man über
eine Substitution mit Vitamin B12 nachdenkt. Vitamin B12 ist für alle Zellteilungs- und Wachstumsprozesse unerlässlich und ist neben Folsäure und Eisen vor allem für die Bildung der roten
Blutkörperchen verantwortlich.
Das Vitamin B12 gehört zu den Cobalaminen, chemische Verbindungen, die in allen
Lebewesen vorkommen und auch als Vitamin-B12-Gruppe bezeichnet werden.
Für die Substitution gibt es i.d.R. einen notwendigen Grund, ob es sich um einen
Nervenverletzung als Unfallfolge oder um ein Blutbild handelt, was zu wenig von diesem Vitamin zeigt, wir möchten, dass es schnell dem tierischen Körper zu Verfügung steht.
Die im Handel gebräuchlichste Form von Vitamin B 12 sind
Cyanocobalamine.
Diese werden auf synthetischem Wege hergestellt und werden vom Körper wesentlich
schlechter aufgenommen, als das sogenannte Methylcobalamin. Das Methylcobalamin kann vom Organismus effektiver genutzt und im Gewebe eingespeichert werden.
Im Körper selber wirkt Vitamin B 12 Methylcobalamin vor allem bei der Zellteilung mit
und unterstützt das Nerven- und Immunsystem.
Je nach Tierart sind bestimmte Prozesse im Körper nötig, um das Vitamin B für die
Zellen aufnahmefähig zu machen.
Das inaktive Cobalamin ist an Nahrungsproteine gebunden. Im Magen und Dünndarm wird
das Cobalamin u. a. durch die Wirkung von Pankreasenzymen von seiner Bindung an Proteine losgelöst und im Dünndarm an Intrinsic Factor gebunden. Im Gegensatz zum Menschen wird beim Hund und v. a.
bei der Katze Intrinsic Factor mehrheitlich durch das exokrine Pankreas gebildet..
Der Cobalamin-Intrinsic Factor-Komplex wird dank spezifischer Rezeptoren
ausschließlich im Dünndarm (Illeum) resorbiert. Cobalamin kann ohne die Bindung an den Intrinsic Factor nicht absorbiert werden.
Wir sehen also, dass ein bestimmter Ablauf im Körper von Hund und Katze nötig ist, um
das Vitamin B12 aufzunehmen. Haben wir es jetzt mit einer Störung in der Verdauung durch Dünndarmentzündungen oder Pankreasschwäche zu tun, ist diese Aufnahme nicht mehr gewährleistet und auch im
Falle einer Nervenverletzung, wo es um schnelle Aufnahme geht, ist es durchaus von Vorteil, direkt das bereits aktivierte Methylcobalamin dem tierischen Patienten zuzuführen.
Als wasserlösliches Vitamin, kann es nicht überdosiert werden. Wichtig zu wissen,
durch die orale Aufnahme färbt sich der Urin des Tieres orange.
© Tierheilpraktikerin Stefanie Schult im Februar 2018